FASH 2010 Privacy / 7. Februar 2010
André Filipe Ferreira Amorim
3. Preis European Fashion Award FASH 2010 |
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Hello, Grandma! |
Die kulturelle Kompetenz, mittels Kleidung eine eigene Sprache zu sprechen, definiert heute Status in der Gesellschaft. Jeder unter 30 Jahren versucht, individueller auszusehen als der andere – eine Explosion der Perspektiven. Alle sind Teil der Fashion-Community geworden. Privatheit hat für viele keine Priorität. „Die Allgegenwart der Mode und die Uniformität in all der Individualität haben zum Ausschluss allem Modischen in meiner Arbeit geführt. Stattdessen schaute ich in den Kleiderschrank meiner Großmutter. Dort fand ich Karos, grobe Stoffe, plissierte Röcke, viele Schürzen und schwarze Fransen-Tücher. Diese konservativen Elemente habe ich mit der elitären Realität für die Frauenkollektion ‚Hello, Grandma!’ kombiniert. Die Kleider erzählen Geschichten, so wie das faltige Gesicht meiner Großmutter am Fenster.“ |
Jurybegründung | Die Arbeit von André Amorim „Hello, Grandma!“ ist gewagt, frisch und spannend. Gerade weil er sich – als einzige Arbeit des European Fashion Awards FASH 2010 unter dem Thema „Privacy“ mit der Generationsfrage beschäftigt. Wie André Amorim die ganz persönliche Geschichte seiner Großmutter als Inspirationsquelle nutzt, berührt. André Amorim kommt so zu fortschrittlichen, modischen Lösungen, die in ihren Details, Proportionen und Schnitten neu und jung wirken. Die komplizierten Schnitte überzeugen am Körper und auf dem Laufsteg. Das Schneiderhandwerk ist herausragend, die Accessoires wie das Schultertuch bringen die Outfits auf den Punkt.Mitglied der Jury Marcel Herrig, Unicut Design Office, Shenzen/China |
Ausbildung | 8. Semester Escola Superior de Artes Aplicadas de Castelo Branco, Portugal Dozent: Brigida Ribeiros |
Kontakt | andre_amorim86@hotmail.com |
FASH 2007 Die Kunst des Reisens / 2. Februar 2007
Karen Scholz
2. Preis European Fashion Award FASH 20071. Preis Sonderpreis Mode und Marke 2007 |
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Team | Karen Scholz Joan Tarragó Papalona |
Drawellink Places |
„Drawellink Places“ ist ein interdisziplinäres Projekt zwischen Mode und Malerei, Berlin und Barcelona, Zwei- und Dreidimensionalität. |
Jurybegründung | Die inspirierende Arbeit „Drawellink Places“ überzeugt durch einen ganzheitlichen Auftritt. Die starke Idee, die Graffitikultur von der Hauswand auf die Kleidung zu übertragen, wurde mit adäquaten Mitteln konsequent umgesetzt. Ob Kleider, Taschen oder Accessoires, „Drawellink Places“ ist hervorragend in allen Bereichen. So gibt es eine Balance zwischen „lauten“ Kleidern, die sehr ornamental und grafisch umgesetzt sind (eher für eine Houseparty oder Vernissage) und „leisen“, die nur kleine stilistische Referenzen aufweisen (wie einen Mantel für ein elegantes Dinner). Das zeigt exemplarisch die Vielfältigkeit und Flexibilität, die für eine Modemarke wichtig ist. Dies gelang, weil – im Gegensatz zu anderen Einreichungen für den Sonderpreis Mode + Marke (die nicht genügend Substanz für eine Auszeichnung aufwiesen) – die Markenidee und nicht etwa ein Logo im Mittelpunkt steht. Kurz: Wenn man weiß, wer man ist, weiß man auch wie man aussieht. Herausragend ist ferner, dass die Kultur der Street Art nicht nur professionell umgesetzt wurde, sondern der heitere und poetische Geist erhalten blieb. Die Kleider laden den Nutzer ein zum Spielen und Interagieren, zum Kommunizieren und Personalisieren. Je länger man sich mit den Produkten befasst, desto mehr entdeckt man und begibt sich in eine andere Welt. Karen Scholz und Joan Tarragó Pampalona sind zwei sehr fähige Gestalter, die perfekt wären um eine Saison mit Marc Jacobs für Louis Vuitton zusammenzuarbeiten. Jurymitglied Gion-Men Krügel-Hanna, Senior Designer Interbrand Zintzmeyer & Lux, Zürich |
Ausbildung | Diplom 2006 Kunsthochschule Berlin-Weißensee Prof. Rolf Rautenberg |
Kontakt | creatist@karenscholz.net |
FASH 2007 Die Kunst des Reisens / 2. Februar 2007
Joan Tarragó Papalona
2. Preis European Fashion Award FASH 20071. Preis Sonderpreis Mode und Marke 2007 |
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Team | Karen Scholz Joan Tarragó Papalona |
Drawellink Places |
„Drawellink Places“ ist ein interdisziplinäres Projekt zwischen Mode und Malerei, Berlin und Barcelona, Zwei- und Dreidimensionalität. |
Jurybegründung | Die inspirierende Arbeit „Drawellink Places“ überzeugt durch einen ganzheitlichen Auftritt. Die starke Idee, die Graffitikultur von der Hauswand auf die Kleidung zu übertragen, wurde mit adäquaten Mitteln konsequent umgesetzt. Ob Kleider, Taschen oder Accessoires, „Drawellink Places“ ist hervorragend in allen Bereichen. So gibt es eine Balance zwischen „lauten“ Kleidern, die sehr ornamental und grafisch umgesetzt sind (eher für eine Houseparty oder Vernissage) und „leisen“, die nur kleine stilistische Referenzen aufweisen (wie einen Mantel für ein elegantes Dinner). Das zeigt exemplarisch die Vielfältigkeit und Flexibilität, die für eine Modemarke wichtig ist. Dies gelang, weil – im Gegensatz zu anderen Einreichungen für den Sonderpreis Mode + Marke (die nicht genügend Substanz für eine Auszeichnung aufwiesen) – die Markenidee und nicht etwa ein Logo im Mittelpunkt steht. Kurz: Wenn man weiß, wer man ist, weiß man auch wie man aussieht. Herausragend ist ferner, dass die Kultur der Street Art nicht nur professionell umgesetzt wurde, sondern der heitere und poetische Geist erhalten blieb. Die Kleider laden den Nutzer ein zum Spielen und Interagieren, zum Kommunizieren und Personalisieren. Je länger man sich mit den Produkten befasst, desto mehr entdeckt man und begibt sich in eine andere Welt. Karen Scholz und Joan Tarragó Pampalona sind zwei sehr fähige Gestalter, die perfekt wären um eine Saison mit Marc Jacobs für Louis Vuitton zusammenzuarbeiten. Jurymitglied Gion-Men Krügel-Hanna, Senior Designer Interbrand Zintzmeyer & Lux, Zürich |
Ausbildung | 11. Semester Facultat Belles Art de Barcelona |
Kontakt | IamJoanTarrago@gmail.com www.joantarrago.com |
FASH 2006 Lokal – Global / 29. Januar 2006
Bianca Koczan
1. Preis European Fashion Award FASH 2006 |
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Bekleidungswerk |
„Bekleidungswerk“ thematisiert Blaumänner als Tracht des sozialistischen Arbeitermilieus. Entworfen wurden ein Geschäftsmodell mit einer verantwortungsvollen Produktion in Ostdeutschland, interdisziplinäre Arbeitsstrukturen sowie eine dreigeteilte Kollektion für Frauen und Männer. Die authentische Prêt-à-porter teilt sich in „Grau“ (subtile Basics mit intellektuellen Charakter welche den Bedingungen einer profitablen Herstellung Rechnung tragen und Raum für individuelle Veränderungen lassen), „Print“ als verspielter und plakativer Kontrapunkt sowie eine Taschen- und Kopftuchkollektion. Eine bodenständige Bekleidung die geformt ist durch ein darunter liegendes umfangreiches Konzept, welches als Zeitung, Erlebtes reflektiert und das System der Mode hinterfragt. Ein ironisches Manifest. |
Jurybegründung |
Bianca Koczan wird mit großem Abstand der 1. Preis zugesprochen. Ihre Diplomarbeit „Bekleidungswerk“ erfüllt in idealer Weise die Zielsetzung der Ausschreibung.
Der Ausgangspunkt „Arbeit“, eines der drängendsten Probleme unserer Zeit, wurde klug und strategisch gewählt. Schon die dreigeteilte Kollektion überzeugt. Die scheinbare Einfachheit des Typus Arbeitskleidung wurde intelligent und ironisch gebrochen. So entstand eine vielfältige aber stringente Kollektion die reich an Bezügen ist. Das Vokabular der Mode wird nicht nur souverän beherrscht, sondern mit eigenem und neuem Akzent gesprochen. Die technische und gestalterische Umsetzung ist von hoher Professionalität und Perfektion. Lobenswert ist die in diesem Umfang selten anzutreffende interdisziplinäre Arbeit mit Textil-, Accessoires-, Grafik- und Fotodesignern, ohne die Verantwortung für das Ergebnis aus der Hand zu geben.Die Arbeit ist ferner außerordentlich, da in der als Zeitung dokumentierten Konzeption die strukturellen Veränderungen in der Mode klug analysiert und diskutiert werden. Das Konzept ist tief greifend, schlüssig sowie an- und aufregend und zeigt die seltene aber dringend benötige Doppelbegabung einer visuellen und verbalen Ausdruckskraft. Bianca Koczan bewahrt bei der Suche nach ihrer subjektiver Wahrheit immer das notwendige Misstrauen gegenüber der eigenen Wahrnehmung und Interpretation. Sie kämpft mit ihrer Arbeit gegen die verbreitete Sehnsucht nach Geborgenheit indem sie dem Bedürfnis nach Kontinuität, Ehrlichkeit und Tradition eine kraftvolle Identität des Echten, Originalen und der Transparenz gegenüber stellt. Aus dieser nur scheinbar naiven Bodenständigkeit erwächst Zukunft für eine arg gebeutelte und oftmals hysterische und elitäre Modebranche. Folgerichtig entwarf Bianca Koczan zugleich ein Geschäftsmodell für die eigene Zukunft, welches Produktion, Kommunikation und Distribution berücksichtigt. Diese komplexe Arbeit entstand, weil Bianca Koczan die Menschen nicht nur erreichen, sondern auch bewegen möchte. In dem sie „den Menschen etwas zeigen [will], mit dem sie sich identifizieren können“, folgt sie bewusst Joseph Beuys. Bianca Koczan missversteht Gestaltung nicht wie so oft als vordergründige Veränderung, sondern als Ausdruck ihrer Ethik und Strategie. Diese ausgeprägte und begründete Haltung formt die komplexe Codierung der Produkte. Bianca Koczan steht damit in der Tradition der Moderne, in der Design nicht alleine als ästhetischer Ausdruck, sondern immer auch als Mittel sozialer, ökonomischer und ökologischer Veränderung verstanden wurde. Sie zeigt damit ein komplexes und sehr modernes Verständnis von Mode. All dies ist möglich, da Bianca Koczan selbstbewusst und bodenständig arbeitet statt auf eitle Selbstdarstellung zu zielen. Dieses Werk ist praxisnah und innovativ, interdisziplinär, vielfältig und kraftvoll sowie auf hohem internationalem Niveau: genauso, wie sich erfolgsversprechendes Arbeiten heute definiert. Bianca Koczan ist dabei nicht auf den in dieser Arbeit gezeigten Stil festgelegt, sondern zeigt das Potential, sich immer wieder neue Zugänge zu erarbeiten. Mitglied der Jury: Joachim Schirrmacher, Creative Consultant, Berlin |
Ausbildung | Diplom 2005 Burg Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design Halle Prof. Thomas Greis, Prof. Joachim Schielicke |
Kontakt | biancakoczan@vverk.de www.vverk.de |