FASH 2011 Attention please!? / 6. Februar 2011
Nina Kanitz
2. Preis Studierende European Fashion Award FASH 2011 |
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Einsamkeit |
Die Kollektion „Einsamkeit“ beschäftigt sich mit dem Rückzug einer jungen Frau. Statt um Aufmerksamkeit und Anerkennung zu kämpfen, ist sie auf der Suche nach ihrer Selbst. Inspirationsquelle war Sängerin Laura López Castro, die für ihre „schöne Melancholie“ bekannt ist. Ihre Musik, das Gefühl des Suchens und Findens, des Sehnens und des Zweifelns wurde in eine viergeteilte Kollektion mit 20 Looks übertragen: von der anfänglichen Unsicherheit und Unausgeglichenheit, über die Suche nach Lösungen und Antworten, Klärung und Struktur bis hin zur Selbstakzeptanz und Zufriedenheit. Am Ende stehen körperbetonte Silhouetten mit schwingenden Kleidern aus hauchzarten, leicht transparenten Seidenstoffen mit raffinierten Drapierungen in ruhigen, verrauchten Farbtönen. |
Jurybegründung | Statt sich im Allgemeinen zu verlieren, ergründet Nina Kanitz eine konkrete Person und entwickelt von dort aus ihr Konzept – die innere Emigration als Gegenposition zum Thema „Attention please?!“. Sie hat eine große Begabung, eine suggestive Anmutung als Ausgangspunkt für ihre Kollektion zu schaffen: Zeichnungen, Farben, Fotografie und Text ihrer Präsentation sind sehr stark und schön. Mitglied der Jury Marion Feldmann, Einkaufsleiterin DOB, Otto, Hamburg |
Ausbildung | 8. Semester Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin Prof. Johanna Michel |
Kontakt | nina.kanitz@gmx.net |

FASH 2011 Attention please!? / 6. Februar 2011
Natalia Politowa
3. Preis Studierende European Fashion Award FASH 2011 |
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Team | Natalia Politowa Marcella Sewella |
Ideal + Real |
Die reale und die virtuelle Welt verschmelzen, wo kann, wo soll man sich positionieren? Die Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken hat rasant an Bedeutung gewonnen; ähnlich wie ein Modelabel sich ein Image aufbaut, will man hier seine Wirkung auf andere verstärken und optimieren – Freiheit und Überforderung zugleich. Männer im Alter zwischen 20 bis 35 Jahren, so zeigt die Analyse, kleiden sich heute sehr bewusst und bedacht, wollen aber trotzdem nicht aus dem Gefüge fallen. Diese Verbindung von Anpassung und Abgrenzung, Ideal und Individualität ist Ziel der 15-teiligen Männerkollektion „Ideal und Real“. Mit Neuinterpretation und Detailverfremdung klassischer Formen wie Anzug, Mantel oder Frack bietet sie symbolische Sicherheit und Stabilität und schafft doch neue Übergänge. |
Jurybegründung | Natalia Politowa und Marcella Sewella wagen sich an ein sehr aktuelles Thema: die Frage nach dem heutigen Männerbild. Sie können die gesellschaftlichen Bezüge wunderbar mit der Besonderheit der Modewelt verknüpfen. Es gelingt ihnen aus dem theoretischen Überbau, der schlüssig argumentiert ist, eine konkrete These für eine Modekollektion abzuleiten. Sie wird hochwertig, detailliert und mit vielen neuen Details umgesetzt. Natalia Politowa und Marcella Sewella geben damit der Männermode wichtige Impulse. Mitglied der Jury Ivonne Fehn, Fashion Director Süddeutsche Zeitung Magazin, München |
Ausbildung | 7. Semester Fachhochschule Hannover Prof. Carsten Behm |
Kontakt | nataliepolitowa@yahoo.de |

FASH 2011 Attention please!? / 6. Februar 2011
Annika Tutsch
1. Preis Abschlussarbeiten European Fashion Award FASH 2011 |
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Geschmacksverstärker |
Wie funktioniert Wahrnehmung? Was erregt unsere Aufmerksamkeit? Durch die Digitalisierung nimmt die direkte Erfahrung ab. Die Wirklichkeitskonstruktion der Medien schiebt sich zwischen den Menschen und die Realität bzw. Virtualität. Dieses Phänomen sowie die mediale Überflutung unserer Zeit wird in der hoch codierten Kollektion „Geschmacksverstärker“ hinterfragt: extremen Überzeichnungen stehen feine, subtile Andeutungen gegenüber. Inspiriert von dem Künstler Erwin Wurm werden Strategien wie Irritation, Verzerrungen, Übersteigerung oder Fehler eingesetzt. Ein Rock ist zu hoch und zu steif, der Strick panzerartig hart, weicher Jersey zeigt harte Kanten. Es kommt zu einer Verschiebung im Gesamtbild. Wahrnehmung ist eine Frage der Aufmerksamkeit. |
Jurybegründung | Annika Tutsch interpretiert den Begriff „Geschmacksverstärker“ in einem völlig fremden Kontext neu und findet so einen differenzierten Zugang zum Wettbewerbsthema „Attention please?!“. Mit einer klaren Argumentation, feinen Entwürfen und einer konzentrierten Kollektion wird der hohe Anspruch eingelöst. Zugleich wird der Betrachter gefordert. Er soll auf die Details achten, soll unterscheiden, greifen, spüren lernen und das auf sympathische leichte Art. Die gut verständliche Arbeit ist auf den Punkt gebracht. Sie überzeugt in der Präsentation, Farb- und Materialauswahl, Verarbeitung und der Liebe zum Detail. Insbesondere das wie selbstverständlich entstehende Spannungsfeld zwischen den „Geschmacksverstärkern“ und dem sinnlich-minimalistischen Gesamteindruck überzeugt. Mitglied der Jury Dorothee Schumacher, Inhaberin und Designerin Schumacher, Mannheim |
Ausbildung | Bachelor Hochschule für Gestaltung Pforzheim Prof. Sibylle Klose |
Kontakt | annika.tutsch@gmail.com |

FASH 2010 Privacy / 7. Februar 2010
Selena Regenfelder
Anerkennung European Fashion Award FASH 2010 |
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Born to Blaze |
Wir sind frei, aber fragil. Die Digitalisierung unseres Alltags eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Zugleich erleben wir durch Globalisierung und Multitasking, Egomanie und Moralerosion Anpassungsstress. Der Allmacht folgt die Ohnmacht. Das Bedürfnis nach Geborgenheit, Schutz und Sicherheit, nach klaren Werten, wächst. Die Prioritäten verschieben sich von Quantität zu Qualität, von Materie zu immateriellen Werten. |
Jurybegründung | Selena Regenfelder hat sich in ihrer Arbeit für den European Fashion Award FASH 2010 unter dem Thema „Privacy“ auf ein starkes und einfaches Konzept konzentriert: Nachleuchtende Materialien bringen die Persönlichkeit der Trägerin zum Strahlen. Die Stärke liegt in dieser Reduktion. Die handwerkliche Umsetzung des doppelgelegten Stricks überzeugt. Selena Regenfelder geht über das Kreieren eines Looks hinaus, indem sie mit ihrer Kollektion „Born to blaze“ die Gesellschaft aufruft sich zu ändern. Das würde die Grundlage schaffen, über eine neue Form der Mode nachzudenken. Tobias Gröber, Vorsitzender der Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie, München |
Ausbildung | Bachelor, Kunstuniversität Linz / Schloß Hetzendorf Wien, Österreich Dozentin: Yella Hassel |
Kontakt | selena.regenfelder@semiramiss.at www.semiramiss.at |
Medien | Kleine Zeitung, 10.02.2010: „Weniger war bei ihr mehr“ |
