FASH 2015 / 6. Juli 2015
10 Jahre European Fashion Award
Ansprache Tobias Gröber, Vorstandsvorsitzender
Ausführliche Fassung
Meine Damen und Herren, liebe Preisträger,
wir verleihen heute zum 10. Mal unseren Nachwuchspreis, den European Fashion Award FASH. Aus kleinsten Anfängen ist ein Preis von großer Kraft entstanden. Die gemeinnützige „Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie“ wurde 1978 von Klaus Steilmann gegründet, damals Europas größter Hersteller von Damenmode. Als die Messe München 1996 die Modewoche München übernahm, haben wir auch die Geschäftsführung der SDBI pro bono übernommen. Die Förderung der Stiftung wurde bis 2004 im kleinen Kreis direkt an begabte Studierende vergeben. Es gab so gut wie keine Öffentlichkeitsarbeit oder weiterführende Unterstützung. 2004 beauftragten wir Joachim Schirrmacher mit der Neuausrichtung, um sich den Herausforderungen der globaleren, schnelleren und immer komplexeren Modewelt zu stellen.
Visionen, Kreativität und Leidenschaft
Seit 2005 loben wir den European Fashion Award FASH aus, aufgrund des Zuspruchs seit 2011 weltweit. Die SDBI wurde dafür schon 2008 von der Standortinitiative der Bundesregierung und der Deutschen Wirtschaft „Deutschland – Land der Ideen“ geehrt. In der Laudatio heißt es: „Visionen, Kreativität und Leidenschaft, das sind die Komponenten, mit denen SDBI nachhaltige Signale für die Zukunft in der sonst so schnelllebigen Modewelt setzt.“
Deutschland braucht kreative Köpfe
Anders als andere Industrien, geht die deutsche Modebranche nicht besonders behutsam mit ihrem Nachwuchs um. Es gibt kaum eine systematische Förderung oder Forschung & Entwicklung. Um eine Antwort für die Zukunft der Mode hierzulande zu finden, soviel ist sicher, brauchen wir Kreativität. Dies hat auch die Bundesregierung erkannt: „Die Kreativwirtschaft, zu der auch die Mode gehört, ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der Exportnation Deutschland. Ohne unsere kreativen Köpfe könnte Deutschland als rohstoffarmes Land im Globalisierungswettbewerb nicht überleben“, sagte Staatministerin Cornelia Pieper auf unserem Empfang vor zwei Jahren. Allein: es blieb bislang weitgehend bei diesen Worten. Anders als in den anderen Bereichen der Kreativwirtschaft, gibt es für die Mode in Deutschland so gut wie keine Förderung. Um unsere Zukunft zu sichern, appellieren wir daher an alle politischen Entscheidungsträger, sich ein Beispiel an Ländern wie Italien, Frankreich, England, der Türkei oder den USA zu nehmen, welche hohe Millionenbeträge in eine nachhaltige Modeförderung investieren.
Die Preisträger der SDBI sind erfolgreich
Wir glauben: Mode hat nur auf höchstem gestalterischen und handwerklichen Niveau eine europäische Zukunft. Dass dies gelingt, zeigen die 95 Preisträger, die wir in den zehn Jahren ausgezeichnet haben. Viele gewannen weitere bedeutende Preise.
Philip Rudzinski (FASH 2013) präsentiert in diesen Minuten seine erste Denim-Kollektion für Wormland. Katrin Sergejew (FASH 2007) zeigt am Donnerstag am Brandenburger Tor.
Tim Labenda (FASH 2013) und die Rumänin Ioana Ciolacu (FASH 2011) sind durch ihre Labels wohl unsere bekanntesten Preisträger und mit Kollektionen für Brands4Friends, Peek & Cloppenburg oder Zalando auch kommerziell erfolgreich. Tim Labenda wurde gerade als neuer Menswear-Designer von Hess Natur bekanntgegeben.
Die meisten Preisträger der SDBI arbeiten im Hintergrund und tragen Verantwortung in Unternehmen wie Adidas, Hugo Boss, G-Star, Schumacher oder Zalando, bei Designern wie Vivienne Westwood oder Wolfgang Joop – oft bereits als Seniordesigner.
Ihre gestalterischen und handwerklichen Fähigkeiten überzeugen offenbar. Ihre realistischen Entwürfe sind eine Alternative zur globalisierten Massenmode. Selbst Showpieces enthalten viel Potential für eine kommerzielle Umsetzung. Dass sie es schaffen, in Zeiten wo es scheinbar schon alles gibt, immer wieder neue und relevante Mode zu entwerfen motiviert Beirat, Jury und unser Team. Wir erleben allerdings auch, dass Erfolg nicht nur eine Frage von Talent ist, sondern auch von Persönlichkeit. Die harte Arbeit in der Branche wird oft unterschätzt.
Mentoren und Talentbörse: neue Formen der Förderung
Bei allen Erfolgen: Folgte früher dem medialen Interesse auch der geschäftliche Erfolg, verlischt die Aufmerksamkeit heute so schnell wie eine Sternschnuppe. Die Talente sind Teil der Unterhaltungsindustrie geworden. Es braucht also neue Formen der Förderung – und dafür namhafte Beträge aller Institutionen.
Wir haben daher ein Mentorenprogramm gegründet. Damit hat unser jahrelanges Coaching eine feste Form gefunden. Neu ist, dass Designer mit einigen Jahren Berufserfahrung den Preisträgern zur Seite stehen. So kommen sie auf Augenhöhe ins Gespräch. Denn eine der größten Herausforderungen ist, dass die Preisträger den Schritt aus ihrer Lebenswelt in die professionelle Welt der Mode schaffen.
Der erste Mentorentag fand im November 2014 mit Unterstützung von Zalando statt. „Talente brauchen mehr als Geld“, titelte der „Tagesspiegel“. Zudem haben wir mit den Preisträgern gerade die Pitti Uomo in Florenz besucht. So wie unser Preis kontinuierlich gewachsen ist, wird sich auch das Mentorenprogramm noch weiter entwickeln. So hoffen wir, dass sich die Preisträger der unterschiedlichen Jahrgänge stärker vernetzten und sich gegenseitig unterstützen.
Die Qualität der Einreichungen steigt seit Jahren permanent. Wir erwarten rund 150 Arbeiten, die sehr attraktiv für Arbeitgeber sind. Damit Unternehmen sie sichten können, veranstalten wir am 14. Oktober 2015 in München erstmals eine Talentbörse mit dem Ziel, dass die Unternehmen die Studierenden direkt auffordern, sich bei ihnen zu bewerben. Damit wird der European Fashion Award FASH für Studierende und Unternehmen noch attraktiver.
Mit diesen beiden Maßnahmen hoffen wir, dass die zarten Talente – eher im Verborgenen ¬– zu kräftigen Bäumen reifen.
Eine Investition in die Zukunft
Wie notwendig diese Nachwuchsförderung ist, zeigt die aktuelle Situation: Die Mode hat massiv an Begehrlichkeit verloren, ihr Anteil am Konsum ist in den letzten Jahren um 30 Prozent gesunken. Modeunternehmen die eben noch als strahlende Vorbilder galten, müssen verkaufen oder Insolvenz anmelden. Selbst die klügsten Köpfe sagen: „I don’t know anymore“.
Gordon Giers von Closed und Gründungsmitglied unseres Freundeskreises brachte die Antwort auf diese Herausforderung auf den Punkt: „Nachwuchsförderung ist ein Wert an sich. Es ist kein Almosen, sondern eine Investition in die Zukunft.“ Seien Sie dabei!
SDBI und Partner
Die Arbeit der SDBI wird getragen von der Messe München und den Unternehmen des Freundeskreises: Allude, Bueronardin, Closed sowie Freitag. Seit 2004 leitet Joachim Schirrmacher die Stiftung pro bono. Weitere Partner des European Fashion Award FASH 2015: Dittmann & Friends (Catering), Formes (Schaufensterfiguren) Graf’s Kontor, Kultur- & Hotelprojekte, Michael Sontag (Styling) Silk Relations (Public Relations), Staatliche Museen zu Berlin und VDP. Die Prädikatsweingüter.
Download der Fotos und Bildunterschriften
Online: https://www.sdbi.de/download/10-jahre-web.zip
Print: https://www.sdbi.de/download/10-jahre-print.zip
Verwendung der Bilder nur im Rahmen der Medienberichterstattung über die Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie, Fotos von Franco P. Tettamanti nur bis 30. Juni 2017.
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Joachim Schirrmacher
Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie
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Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie
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