FASH 2015 Freedom / 6. Juli 2015

Lilly Bosse


2. Preis
European Fashion Award – FASH 2015
Kategorie Studierende

Wie fühlt sich die Spinne auf dem Herrenklo?

Zugunsten einer vermeintlichen Sicherheit hat unsere Gesellschaft viele Freiheiten aufgegeben. Wir wurden konditioniert zu zahmen, funktionierenden Wesen. Die Männerkollektion „Wie fühlt sich die Spinne auf dem Herrenklo?“ will Fragen, Assoziationen und Gefühle auslösen – ob beim Betrachten, beim Lesen oder Tragen. Die Kleider aus Tweed, Leder und Baumwollgaze sind roh und robust. Chiffon und Seide bilden fließende Gegenpole. Durch Linien und Symmetrien, dem Spiel mit konvexen und konkaven Formen entstehen Gegensätze, die sich verbinden. Ohne Vorn und Hinten. Graustufen verdrängen das Denken in Schwarz-weiß. Erst unter den oberen Schichten finden sich gezielte Farbakzente. Masken lassen die Träger wie Marionetten wirken. Sind wir frei, wenn wir die Masken absetzen? „Freiheit erfordert Mut, also lasst uns mutig sein. Augen auf! Ohren auf! Mund auf!“



Jurybegründung Die poetische Männerkollektion „Wie fühlt sich die Spinne auf dem Herrenklo?“ erzählt von gesellschaftlicher Enge, Kontrolle und Manipulation, verheißt Deckung und Flucht in innere Welten. Lilly Bosse traut sich das Thema „Freiheit“ auf sehr persönliche Weise zu interpretieren. Zudem provoziert sie mit ihrer intuitiven und assoziativen Arbeit die Phantasie, geht an Grenzen und stellt Fragen, die einst von Literaten auf Theaterbühnen gestellt wurden. Lilly Bosse schafft es mit ihren Entwürfen Emotionen auszulösen, sie im Gedächtnis zu verankern. Scheinbar nebenbei hat sie, handwerklich versiert und mit einer charakteristischen Farbauswahl, ein von den Geschlechterklischees befreites, selbst- bewusstes und modernes Männerbild entworfen. Eine große Leistung! – Mitglied der Jury Margareta van den Bosch, Creative Adviser, H & M – Hennes & Mauritz, Stockholm

Ausbildung 11. Semester – Hochschule für Künste Bremen
Prof. Kai Lehmann

Preis Fotoaufnahmen durch Franco P. Tettamanti, Katalog, Ausstellung, Medienarbeit, Mentorenprogramm, Mentor: Mads Dinesen
1.500 Euro Preisgeld

Kontakt lilly.bosse@gmx.de / www.lillybosse.com

Download Web: www.sdbi.de/download/lilly-bosse-web.zip
Print: www.sdbi.de/download/lilly-bosse-print.zip

FASH 2014 Rhythm / 11. Januar 2014

Young Sun Ko


2. Preis
European Fashion Award – FASH 2014
Kategorie Abschlussarbeiten

The Moon at Noon

Die Kollektion „The Moon at Noon – Das Fremde im Vertrauten“ ist inspiriert vom Leben zwischen Asien und Europa. Beide Kulturen, Sprachen und Zeiten verschmelzen in verzerrten Erinnerungen. Das Fremde erscheint im Vertrauten und das Vertraute im Fremden. Die Welt wirkt gedreht, gewandelt, verbunden. Der Blick ändert und weitet sich. Formen und Eigenschaften, Geschichten und Phantasien erscheinen neu. Die Realität wird zum Traum und Träume urplötzlich zur Realität. Nichts bleibt wie es war. Aspekte des Surrealen, die eine unbegreifliche Schönheit ermöglichen. In der 21-teiligen Frauen- und
Männerkollektion treffen Dreiecke, Rechtecke und Kreise auf den menschlichen Körper. Die verfremdeten Silhouetten schaffen neue Räume. Kleid und Raum, Körper und Kreis, Kanten und Kurven, Weiß und Gelb verschmelzen zu einer poetischen Collage.


 


Jurybegründung Die poetische Arbeit mit ihrer subtilen Eleganz beruht auf einer Vielzahl von Einflüssen und Inspirationen an den Grenzen menschlicher Logik und Wahrnehmung. Seien es eigene Erfahrungen mit den Kulturen Koreas und Deutschlands, Gedichten von Ernst Jandel und Joachim Ringelnatz oder Künstlern wie Kafka und Erwin Wurm. Und doch entsteht weder etwas Überladenes noch Beliebiges, kein Anything goes, sondern es wirkt selbstverständlich. Denn Young Sun Ko geht den Dingen theoretisch, praktisch und künstlerisch auf den Grund, durch ihre experimentelle Interpretation entsteht eine neue Realität. Sehgewohnheiten werden durch die eigenwillige Zusammenstellung und Proportionen sowie die charakteristische Material- und Farbauswahl gebrochen und neu definiert. Die moderne, stilsichere und künstlerisch überzeugende Kollektion basiert auf hervorragenden Schnitten und handwerklicher Ausführung. — Mitglied der Jury Robb Young, Fashion Journalist und Consultant, London

Ausbildung Diplom, Hochschule für Künste Bremen
Prof. Kai Lehmann

Preis Fotoaufnahmen durch Gregor Hohenberg, Katalog, Modenschau, Medienarbeit
2.000 Euro Preisgeld

Kontakt mail@youngsunko.com
www.youngsunko.com

Download www.sdbi.de/download/young-sun-ko.zip

FASH 2013 SEXes / 19. Januar 2013

Kyoung eun Hong


Anerkennung
European Fashion Award FASH 2013

Insomnia

Die Männerkollektion „Insomnia“ ist inspiriert von Schlaflosigkeit (lat: Insomnia) und ihren Symptomen. Man ist erschöpft und hellwach, überreizt und lethargisch zugleich. Entsprechend sind die Stoffe von handgeschnittenen Lochmustern durchzogen und in vielen Lagen übereinandergeschichtet – wie die zermürbenden Gedanken einer schlaflosen Nacht. Das Muster entstand nach Bildaufnahmen eines wachen Gehirns. Das Männerbild entspringt dieser Parallelwelt. Schlaflos gibt der Mann seine traditonelle Rolle auf, seine Männlichkeit löst sich symbolisch mit seiner Kleidung auf. Realisiert wurde die äußere Schicht aus rotem und schwarzem Neopren, die inneren Lagen sind aus hautfarbiger Seide, Baumwolle und Polyester. Die Kleider werden u.a. ergänzt durch Sandalen, gegossen aus schwerem Harz, welche die Bewegung entschleunigen.


Jurybegründung Frau Kyoung eun Hong zeigt wie aus etwas so zermürbenden wie Schlaflosigkeit große Schönheit entsteht. Ihre  Kollektion „Insomnia“ lebt von einem Star: einem schlichten Mantel mit einem atemberaubend schönen und ungesehen Lochmuster. Die sehr präzise Arbeit wurde an der Schulter, bekanntlich dem technisch anspruchsvollsten Teil, realisiert, was von großem handwerklichem Können zeugt. Überzeugend auch die Fokussierung auf dieses Muster, sowie die guten Proportionen. Entstanden ist eine sehr moderne, stilsichere und künstlerisch überzeugende kleine Kollektion. Diesen Qualitäten steht eine schlichte Kollektion und einfache Präsentation gegenüber. — Mitglied der Jury: Margareta van den Bosch, Creative Adviser,  Hennes & Mauritz, Stockholm

Ausbildung Diplom
Hochschule für Künste Bremen
Prof. Kai Lehmann

Kontakt kyoungeun.hong@web.de

Medien  A Shaded View on Fashion: 3.2.2013: „European Fashion Award 2013 at ISPO – and the Winners are…“

FASH 2010 Privacy / 7. Februar 2010

Michael Court


1. Preis
European Fashion Award FASH 2010

Die Kraft der Stille

Elektronische Geräte fesseln uns, die Vernetzung macht abhängig. Ständig sind wir Strahlungen und Informationen, Lärm und Missklang ausgesetzt. Virtuell leben wir viele Leben, real haben wir nur eins. Strenge Riten der Ruhe – ob Teezeremonie, Schwertkunst oder, wie hier, Kalligraphie, helfen den Geist zu lenken. Körper und Seele finden Form und Kraft – sie wachsen; auch über sich hinaus. Die innere Stille entfaltet sich – dann und wann, und auch mal mit einem Knall. Die Konzept-Kollektion „Die Kraft der Stille“ schafft einen Raum der reinen, inneren Ruhe. Geborgen und frei von jeglichen Zwängen. Alle Kleider sind für Männer und Frauen. Alle Teile lassen sich beliebig kombinieren. Sie sind rein und frei von jeder Ablenkung. Schwarz und weiß.


Jurybegründung Ob Kleider, Illustrationen oder Blindzeichnungen: die poetische Arbeit von Michael Court
verzaubert auf den ersten Blick. Obwohl Michael Court die Arbeit im 4. Semester realisierte, erkennt man bereits eine sehr eigenständige Persönlichkeit. Michael Court gibt auf das Thema „Privacy“ des European Fashion Award FASH 2010 eine ganz eigene Antwort; er traut seiner subjektiven Sicht auf die Welt, kann sie gesellschaftlich begründen und einordnen. Er entwickelt ein klares Konzept, das durch eine hochwertige und ästhetische Umsetzung überzeugt: Seien es die phantastischen Prints, das Spiel mit dem Volumen oder die perfekten Schnitte – die für Frauen und Männer gleichermaßen funktionieren. Wer die fließenden Kleider anzieht, versteht das Thema „Privacy“ unmittelbar. Die riesigen Volumen sind so fein herausgearbeitet, dass man sofort einen Raum der Ruhe um sich spürt. Michael Courts Entwürfe haben Tiefe, sowohl was das Wissen über die zitierte japanische Kultur angeht, als auch was den Mut zu einem sehr persönlichen Thema anbelangt. Michael Court möchte die Mode erneuern ohne zu verkleiden – und den Träger mitbestimmen lassen. Die Qualität in allen Bereichen – Wahrnehmung, Konzept, Entwurf,
Handwerk, Illustration, Sprache – ist absolut herausragend. Michael Court schafft was heute selten ist: ernsthafte Mode, die selbstverständlich wirkt. Ein größeres Lob können wir nicht aussprechen. — Mitglied der Jury Ivonne Fehn, Fashion Director Süddeutsche Zeitung Magazin, München

Ausbildung 4. Semester
Hochschule für Künste Bremen
Prof. Kai Lehmann

Kontakt michael.court@me.com

Medien
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Westdeutsche Zeitung, 9.02.2010 “Wettbewerb: Mode als Raum der Ruhe
Bild, 19.02.2010, „Meine Mode soll Frauen und Männern gefallen
Kölner Stadt-Anzeiger, 21.02.2010, “Die Kraft der Stille
Radio Bremen, Talkshow “Ansichten“, 22. März 2010, 18:45 Uhr
WDR, Lokalzeit, 24. März 2010, 19.30 Uhr

FASH 2010 Privacy / 7. Februar 2010

Marieke-Sophie Schmidt


3. Preis
European Fashion Award FASH 2010

Mimikry

In der Öffentlichkeit gilt es, den Schein und das Gesicht zu wahren. Wir akzeptieren daher Konformität und unterwerfen uns Konventionen. Dresscodes – ob seriös im Anzug, chic im Abendkleid oder leger in Jeans – fördern die Anpassung.
Dresscodes schützen aber auch die Privatsphäre wie ein Panzer. Die Frauenkollektion „Mimikry“ zeigt daher eine Außen- und eine Innenseite. Die Geschäftskleidung bietet Schutz und Sicherheit. Die Materialien sind stark, fest und starr. Schwarz steht für Macht, Seriosität und Anonymität. Integrierte Schutzpanzer beinhalten je ein weiteres, privates Kleidungsstück. Man kann es jederzeit entfalten. Mit der weiten und weichen Kleidung fühlt man sich frei, individuell und ungezwungen. Blau steht für Sehnsucht und Freiheit, pink für unsere schrille und exzessive Seite. Was wirklich privat ist, tragen wir im Kopf und nicht am Körper.


Jurybegründung Marieke-Sophie Schmidt greift ein Klischee auf, das sich wie ein roter Faden durch alle eingereichten Konzepte zum Thema „Privacy“ des European Fashion Award FASH 2010 zieht: die starke Differenzierung zwischen Privat und Öffentlich, die zunehmend als bedrohlich empfunden wird. Marieke-Sophie Schmidt hat eine Arbeit geschaffen, die durch ihre Stringenz überzeugt. Details, wie der Gürtel, der zum einen als Panzer fungiert und zugleich die private Kleidung enthält, überzeugen. Diese Panzer erinnern an Schutzbekleidung für Motorradfahrer und Arbeiten von Vivienne Westwood zugleich. Marieke-Sophie Schmidts junge Ästhetik ist relevant, zeitgemäß, selbstverständlich und hat Witz.Mitglied der Jury Johan Buskqvist, Head of Design Adidas Originals, Herzogenaurach

Ausbildung 5. Semester
Hochschule für Künste Bremen
Prof. Kai Lehmann

Kontakt marieke.schmidt@web.de

FASH 2008 Attitude / 28. Januar 2008

Frauke Buschmeyer


3. Preis
European Fashion Award FASH 2008

In den Ritzen sitzen die Krokodile

Die Diplomkollektion „In den Ritzen sitzen die Krokodile“ besteht aus Lieblingsstücken für individuelle Frauen zwischen 20 und 40. Sie sind angenehm auf der Haut und die Trägerin kann eine emotionale, fantasie- und liebevolle Beziehung zu ihnen aufbauen. Lieblingsstücke sind nachhaltig, da ihre Originalität sich nicht nach einer Saison verflüchtigt. Um dies Ziel zu erreichen, diente als Ausgangspunkt die unbeschwerte Perspektive der Kindheit, in der alltägliche Dinge voller Spannung sind. Vier Geschichten von einem Löwen, Krokodil, Pinguin und Eisbären inspirierten Illustrationen, Schnitte, Farbwelt und Stoffauswahl.
Die Arbeit ist zudem eine Suche nach dem eigenen Ausdruck zwischen lauter Expressivität und sensiblen Erahnen; sowie der Balance zwischen eigenen Gestaltungswunsch und emotionalen Bedürfnissen der Trägerin.


Jurybegründung Frauke Buschmeyer setzt auf Müllvermeidung, die effektivste Art die Umwelt zu schonen. Der Weg der Realisierung wurde in beeindruckender Weise erarbeitet. Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass Lieblingsteile viele Jahre gerne getragen werden. Doch wie schafft man Lieblingsteile? Sie wählte zur Inspiration starke emotionale Motive: Kinder und Tiere. Die vergleichsweise komplexe Kollektion spielt das Thema gut durch, ohne dass es sich zu sehr in den Vordergrund spielt. Es bleibt Mittel zum Zweck begehrenswerte Mode zu schaffen.
Die Kollektion hat eine sehr starke und neue Ästhetik: sie ist fröhlich und humorvoll, jung und elegant. Dies ist keine oberflächliche Mode, sondern selbstbewusste Gestaltung.
Frauke Buschmeyer weiß offenkundig was sie will und kann einer Marke Identität verleihen. Zu loben ist nicht nur ihre konzeptionelle Stärke und gestalterische Kraft, sondern auch ihr handwerkliches Können bei der Realisierung neuer Schnitte. — Jurymitglied Joachim Schirrmacher, Creative Consultant, Berlin

Ausbildung Diplom
Hochschule für Künste Bremen

Kontakt fraukebuschmeyer@gmail.com

FASH 2007 Die Kunst des Reisens / 2. Februar 2007

Arnold Gevers


3. Preis
European Fashion Award FASH 2007

Grand Tour 2006

Die Männerkollektion „Grand Tour“ betont die subjektiven Momente, indem sie das Erlebnis des Reisens in den Mittelpunkt stellt. Sie ist eine Auseinandersetzung zwischen Ich und Er, Innen und Außen, Fremdem und Eigenem. Auch Arnold Gevers hat – nach dem Vorbild adeliger Söhne des 18. Jahrhunderts die auf der Reise vom Landjunker zum Cavalier du Monde reiften – eine Grand Tour nach Paris und St. Petersburg unternommen. Die Idee war es, aus den Erfahrungen der Fremde eine Gestaltung zu schaffen, um so eine starke emotionale Identität an den Träger weiterzugeben. Der Farbbogen erstreckt sich von unbeschriebenem Weiß über gedeckte Farben und extreme Farbkombinationen bis hin zum schwarzen Outfit, das für die Summe aller Erfahrungen steht.


Jurybegründung „Grand Tour 2006“ setzt auf die subjektive Sichtweise des Designers und kommt so zu einer eigenständigen Gestaltung, die den Puls der kommenden Saisons trifft. Die sehr schön gearbeitet Kollektion ist eine der zukunftsweisendsten des Wettbewerbs. Materialien wie Reflex-Folie oder oxidierter Denim werden in der nächsten Saison vielfach zu sehen sein. Der Denim steht hier für oxidierte Bronzestaturen in Paris. Auch bei der Schnittgestaltung zeigt Arnold Gevers herausragendes Gefühl für den Zeitgeist.  — Jurymitglied Susanne Fischer, Marketing Manager Central Europe, Timberland, München

Ausbildung Diplom 2006
Hochschule für Künste Bremen

Kontakt a_gevers@gmx.de